OEM

Volkswagen Poznan, Polen



Begründung der Jury

Der OEM Award geht in diesem Jahr nach Polen, an das Volkswagen Nutzfahrzeuge Werk Poznań Antoninek, das größte der vier Werke im Produktionsverbund von Volkswagen Poznań. Täglich produzieren hier 5.500 Mitarbeiter verteilt auf den Karosseriebau, die Lackiererei und die Montage den Caddy 5 und zudem bis Juni 2024 den T6.1 auf der gleichen Montagelinie. Das Werk zeichnet sich durch ein verlässliches Produktionssystem aus, welches eine hohe Anlagenverfügbarkeit und einen kontinuierlichen Fluss sicherstellt.

Das Fabriklayout, mit seiner geringen Anzahl an Entkopplungsplätzen zwischen den Gewerken im Allgemeinen und insb. zwischen der Lackiererei und der Montage (nur 20 Pufferplätze), erfordert eine stabile Produktion. Dies ist schon deshalb eine Herausforderung, da die letzten großen Investitionen vor ca. 20 Jahren getätigt worden sind. Als hervorragendes Beispiel kann die Lackiererei genannt werden: Eine gelungene Erhaltung des Zustandes durch strikte Einhaltung von Ordnung und Sauberkeit, robuste Instandhaltungsstrategien gepaart mit stetigen Innovationen zur Effizienzsteigerung und Reduzierung der Umweltbelastung. Im Karosseriebau ist die Maschinendatenerfassung weit vorangetrieben.

Die Störungen werden automatisch erfasst und analysiert. Die Analyse ist in das digitale Shopfloor Management eingebunden. Die Aufzeichnung der Reaktionszeit bei Störungen ist mittels SmartWatches gesichert. Für die kontinuierliche Verbesserung sowie für die präventive Instandhaltung sind umfangreiche Analyse-Dashboards implementiert worden. Hierzu überzeugt Poznań durch den Einsatz von low-cost Lösungen (PowerBI) im großen Umfang. Der Umgang des Werkes mit der internen Qualität hat die Jury überzeugt: Poznań setzt im Bereich der Nutzfahrzeuge Maßstäbe für robuste Qualitätsprozesse und Regelkreise in der Produktion, unterstützt von durchgängigen Digitalisierungslösungen. Beispielhaft hierfür ist die eingesetzte KI-gestützte Oberflächenkontrolle im Lack, die jeden Lackfehler erkennt, den Schweregrad beurteilt und dem Mitarbeiter das weitere Vorgehen empfiehlt, zu nennen.

Ein weiteres Beispiel für Good Practice in der Qualitätssicherung befindet sich in der Montage, wo die Fehler an den Stationen erfasst und die Nacharbeiten nach dem Verursacherprinzip initiiert werden. In der Praxis bedeutet dies, dass Nacharbeiten, die nicht von Teamleadern durchgeführt werden können, von einem Spezialisten, dem der „Flying Doctor”, in einem späteren Taktabschnitt übernommen werden. Mit Hilfe von Tablets kann diese Gruppe von Spezialisten die fehlerhaften Fahrzeuge und Defekte in Echtzeit weiterverfolgen, um die Nacharbeit an einem geeigneten Ort und noch vor dem letzten Quality-Gate durchzuführen.

Die kontinuierliche Verbesserung folgt der bei Volkswagen Group bekannten KVP-Kaskade mit Wellen. In Poznań wirkt dieser KVP-Ansatz, mit detailliertem Jahresplan und konsequenter Verfolgung mittels Härtegradlogik sehr stringent. Für den Launch des neuen Caddys wurden im Vorfeld 3P Workshops durchgeführt, um zum einen eine steile Anlaufkurve zu ermöglichen und zum anderen die Prozesse vor dem SOP zu optimieren und standardisieren. Ein weiteres wichtiges Ergebnis der 3P Workshops war die vollständige Eliminierung von ergonomisch kritischen Prozessen. 



Das Werk

Volkswagen Poznań besteht aus vier Produktionswerken, welche Nutzfahrzeuge und Komponenten herstellt. Am 26. November 1993 gründeten der Volkswagen-Konzern und der Landmaschinenhersteller Polmo Agricultural Car Factory das Unternehmen Volkswagen Poznań (VWP). Anfangs montierten 48 Beschäftigte den Transporter der vierten Generation im sogenannten „Semi-Knocked-Down“-Verfahren (SKD). 1996 wurde VWP zu einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Volkswagen AG und der Standort wuchs stetig. Nach einer umfangreichen Werkserweiterung zwischen 2001 und 2003 begann die Produktion des Volkswagen Caddy zusammen auf einer Linie mit dem Transporter, die T-Reihe nun in der sechsten Generation. Im Jahr 2016 wurde das Werk in Września eröffnet, in dem der Volkswagen Crafter und der MAN TGE in Serie produziert werden. Mit vier modernen Produktionsstätten, über 9.500 Mitarbeitern und 249.743 hergestellten Fahrzeugen im Jahr 2023, setzt Volkswagen Poznań weiterhin Zeichen in der Automobilwelt. Darüber hinaus bietet Volkswagen Poznań Spezialfahrzeuge auf der Basis von Modellen wie Caddy, Caddy Maxi, Transporter T6.1 und Crafter an, die auf individuelle und institutionelle Bedürfnisse zugeschnitten sind.


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